Eckpunkte des Sozialismus in der sozialen Marktwirtschaft

Jede Gesellschaftsordnung ist in den Grundwerten, die mehr oder weniger verwirklicht sein können, wie z.B. Freiheit oder Abhängigkeit, Gleichheit oder Ungleichheit, Rechtsstaatlichkeit oder Willkür, schrankenloser Individualismus oder Solidarität mit Schwächeren, geprägt.

Es gab und gibt in der Vergangenheit und heute eine Vielzahl von Gesellschaftsordnungen mit unterschiedlichen Merkmalen, wie  etwa sozialistische Gesellschaften und kapitalistische Gesellschaften.

Versucht man diese Gesellschaftsordnungen zu gliedern, kann man zwei – wenn auch idealisierte- Grundtypen unterscheiden:

Individualistische Gesellschaftsordnung:

-         Freiheit des Einzelnen vor Gruppeninteressen
-         Vorrang für Privatinitiativen
-         Persönliche Gleichberechtigung
-         Verteilung der Ergebnisse nach Leistung
-         Staat setzt Rahmenbedingungen
-         Privateigentum an Produktionsmittel
-         Freie Marktwirtschaft

 Kollektivistische Gesellschaftsordnungen:

-         Gruppeninteressen vor Freiheit des Einzelnen
-         Vorrang für staatliche Initiativen
-         Klassenkampf
-         Gleichheit in der Verteilung von Ergebnissen
-         Dominierende Rolle des Staates
-         Kein Privateigentum an Produktionsmitteln
-         Zentralgeleitete Planwirtschaft

 

Idealistische Wirtschaftsordnungen

Wirtschaftsordnungen sind durch die herrschenden Gesellschaftsordnungen und damit durch die vermiedenen kulturellen Entwicklungen geprägt. Idealtypische Wirtschaftsordnungen kommen deshalb in der Praxis nicht vor. Dennoch ist es notwendig, solche Wirtschaftsordnungen zu definieren, um die Grundsätze des Funktionierens von Wirtschaftsordnungen darzustellen.

Dementsprechend gibt es zwei Arten on idealistischen Wirtschaftssystemen, die freie Marktwirtschaft und die zentralgeleitete Planwirtschaft.

 

Freie Marktwirtschaft

-         Dezentrale Planung durch die Produzenten und die Konsumenten
-         Privateigentum an Produktionsmitteln, freie Unternehmensgründung
-         Freier Arbeitsmark, Vertragsfreiheit
-         Koordinierung der Einzelpläne durch die Signalfunktion der Marktpreise
-         Belohnung wirtschaftlicher Leistungen durch Gewinn
-         Sanktionierung von Fehlleistungen durch Verlust
-         Setzung von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen

 

Zentralgeleitete Planwirtschaft

-         Zentrale Planung durch den Staat
-         Staatliches Eigentum an Produktionsmitteln
-         Staatlich geregelter Arbeitsmarkt, keine Vertragsfreiheit
-         Koordinierung der Einzelpläne durch die Planungsbehörde
-         Belohnung plangerechter Leistungen durch Prämien, Titel und Orden
-         Sanktionierung von Fehlleistungen gegenüber dem Plan durch Kontrolle
-         Totaler Staatseingriff in die Wirtschaft

Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass in der fr. M. von den Wirtschaftssubjekten dezentral und ohne Staatseingriffe geplant wird und die gesamtwirtschaftliche Koordination durch Zusammenhang der Märkte hergestellt wird, während in der zentralgeleiteten Planwirtschaft der Staat einen verbindlichen Wirtschaftsplan aufstellt.

Die „idealtypischen Wirtschaftsordnungen“ sind theoretische Extreme. In der Realität gibt es eine Vielzahl von Wirtschaftsordnungen. Man muss diese Wirtschaftsordnungen typisieren um eine begriffliche Ordnung zuschaffen. Wir sprechen von „realtypischen Wirtschaftsordnungen“

Alle diese Wirtschaftsordnungen sind Mischungen einerseits zwischen beiden Extrempolen freie Marktwirtschaft und zentraler Planwirtschaft.

Einflussfaktoren für die „realtypischen Wirtschaftsordnungen“ sind unter anderem:

-         historische Situationen
-         herrschende Gesellschaftsordnungen
-         vorhandene Institutionen
-         vorhanden Wirtschaftsstrukturen

 

Die beiden folgenden realtypischen Wirtschaftsordnungen lassen sich wie folgt charakterisieren.:

 

Soziale Marktwirtschaft:

-         Soziale Marktwirtschaft ist eine praktische Anwendungsform des Idealtypus „ freie Marktwirtschaft“. Hauptinhalt ist die Chancengleichheit der Bürger, abgesichert durch eine restriktive Wettbewerbspolitik, eine intensive Bildungspolitik, eine stabilisierende Wirtschaftspolitik und eine zurückhaltende Korrektur der Einkommensverteilung durch den Staat (sekundäre Einkommensverteilung)

 

Sozialistische Planwirtschaft:

-         Solizalistische Planwirtschaft beruht auf den totalitären Sozialismus als Vorstufe der marxistisch- Leninistchen Kommunismus, Ziel der sozialistischen Planwirtschaft ist somit die revolutionäre Ablöse des Kapitalismus durch den Sozialismus und schließlich den Kommunismus mit einer klassenlosen Gesellschaft. In dieser Gesellschaft sollen die Güter nach Bedarf und nicht nach Leistung des Einzelnen verteil werden.

Die Wirtschaftsordnung der Sozialistischen Planwirtschaft ist durch kollektives Eigentum an den Produktionsmitteln und zentrale Planung des Bedarfs und er Produktion charakterisiert.

 

Der Sozialstaat ist faktisch ein Kompromiss zwischen kapitalistischen und sozialistischen Vorstellungen. Man schafft die sozialen Ungleich nicht ab, sondern mildert sie ab. [Im Verlaufe des gegenwärtigen Sozialstaatsabbaus werden diese Abmilderungen allerdings in einem großen Umfang wieder rückgängig gemacht, ohne sie völlig aufzugeben. Eine völlige Abschaffung des Sozialstaates wäre ein gewaltiges Risiko für die gesellschaftliche, politische und damit auch wirtschaftliche Stabilität, so dass sich die Politiker in ihrer Mehrheit dies wohl nicht trauen werden.]

Es wird also deutlich, dass Armack, der den Begriff der sozialen Marktwirtschaft prägte, auch durch den Grundgedanken des Sozialismus beeinflusst wurde.

Auch wenn viele Menschen dem Sozialismus skeptisch oder auch negativ gegenüber stehen, so hat er durch seine Grundwerte entscheiden Einfluss auf die Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft.

Diese Werte sind:

-         Absicherung der sozial Schwache
-         Freiheit und Gleichheit der gesamten Bevölkerung

 

Oft wird dem Sozialismus der Begriff „demokratisch“ zugeordnet  um ihm damit von diktatorischen Zügen klar abzugrenzen.

So verstand es Armack die positiven Aspekte und Grundgedanken des Sozialismus in die Prägung der sozialen Marktwirtschaft einfließen zulassen.

D. Gammersbach & C. Röthke